Erfahrungsbericht-Sanierungsfahrplan

Der Sanierungsfahrplan als Teil der Gesamtstrategie - Dr. Antje Vogel-Sperl

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Der BlowerDoor-Test zeigt, wo’s zieht:
Nicolai Braun prüft, wo ein Haus Schwachstellen
in Form von Luftundichtheiten aufweist.
»Der erste Kunde ist im Juni letzten Jahres auf mich zugegangen
und hat nach einem Sanierungsfahrplan gefragt«, erzählt Nicolai Braun,
Energieberater aus Gärtringen und ehemaliger EnergieSparCheck-Berater.
Vom Einfamilienhaus bis zum Zehn-Parteien-Mehrfamilienhaus hat
er bis zum Jahresende 15 durchgeführt. Jeder, der eine Heizung tauscht,
hat flexible Möglichkeiten, das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWärmeG)
zu erfüllen. Braun findet vor allem gut, dass zum Beispiel im Falle einer
zu kleinen Solaranlage der Eigentümer nicht zusätzlich Bioöl oder Biogas
nehmen muss, sondern den Rest über einen Sanierungsfahrplan abdecken
kann, um das Gesetz zu erfüllen: »Viele Kunden erfahren erst
im Beratungsgespräch, welche sinnvollen Kombinationen zum Energiesparen
es in ihrem Fall gibt.« 

  


Für das Handwerk ist der Sanierungsfahrplan ein bedeutender Teil der
Gesamtstrategie Wärmewende. Die Technologieoffenheit des
EWärmeG, die Erweiterung auf Nichtwohngebäude als konsequenter
Schritt und die Erfüllungsoption Sanierungsfahrplan sind gut für den
Klimaschutz und für das Handwerk. Die Bemühungen des Handwerks haben sich ausgezahlt,
das Handwerk bleibt mit im Boot. Handwerksbetriebe dürfen Sanierungsfahrpläne für
Wohngebäude erstellen und darin vorgeschlagene Maßnahmen selbst umsetzen. Das sieht
Nicolai Braun genauso: »Positiv ist, dass Handwerker solche Berichte erstellen dürfen und
man sich hier nicht so abschottet, wie beim BAFA-Vor-Ort-Beratungsprogramm, da haben
Handwerker zum Großteil ja keinen Zugang.«
Der Startschuss des Sanierungsfahrplans stellte das Handwerk auf eine
enorme Geduldsprobe. Er ließ unverhältnismäßig lange auf sich warten
– ganz zu Schweigen von dem im Anschluss erst möglichen Energieberatungsförderprogramm.
Dies hat zu großem Unmut im Handwerk, zu Unsicherheiten
beim Kunden und zu hartnäckigen Nachfragen des Handwerkstages beim Umweltministerium
geführt. Auch Nicolai Braun hat sich darüber geärgert und immer wieder beim BWHT
nachgehakt: »Es ist doch klar, so lange das Förderprogramm des Landes nicht da ist, geht der
Trend Richtung BAFA-Vor-Ort-Beratung, da es beim BAFA ja bereits Zuschüsse gibt.« Dabei
sei es doch im Sinne aller, dass die Sanierungsfahrplanberatungen angenommen werden.

Nicolai Braun hat bei den Beratungsgesprächen immer sein Notebook
zur Hand. So kann er während des Gesprächs nicht nur das eine oder
andere kurzfristig recherchieren, sondern auch fundiert gemeinsam mit
dem Kunden den Sanierungsprozess durchdenken und diskutieren. Um sinnvolle Kombinationen
zur Erfüllung des EWärmeG zu finden, ist für ihn das Excel-Tool des Umweltministeriums
zum EWärmeG sehr hilfreich. Und dass künftig hiermit auch die Nachweise
erstellt werden können, findet er absolut sinnvoll. Genauso wie er den Mustersanierungsfahrplan
für Wohngebäude mit Drucktool, den ebenfalls das Umweltministerium
anbietet, grundsätzlich positiv einschätzt mit dem Zusatznutzen, dass er zudem kostenfrei
für Energieberater zur Verfügung steht. Einer der zentralen Kritikpunkte seitens der Betriebe
lautete allerdings: »Geht es nicht noch etwas komplizierter?« Nun kommt es darauf an, die
Praxistauglichkeit des Sanierungsfahrplans und dessen Förderprogramm zu optimieren und
sich konstruktiv für Verbesserungen einzubringen. Durch die Vernetzung des Handwerkstages
mit Entscheidungsträgern und Gremien einerseits und den Energieberatern im Handwerk
andererseits sind die Voraussetzungen hierfür gegeben.

Nicolai Braun hält die Förderung für gut angelegtes Geld, da es für den
einen oder anderen Kunden die Hemmschwelle für eine Beratung senkt:
»Der Aufwand bei einem Einfamilienhaus beträgt etwa 800 bis 1.000
Euro. Wenn man hier als Endkunde 25 Prozent weniger bezahlen muss, dann ist das schon
attraktiv.« Einen Verbesserungsvorschlag hat er auch: »Es wäre hilfreich, wenn es das ZuschussAntragsverfahren
onlinegestützt gäbe, analog zum BAFA bei der Vor-Ort-Beratung.« Der
Verwaltungsaufwand wäre deutlich geringer, denn bislang läuft alles über den Postweg.

Auszug aus BWHT Geschäftsbericht 2015/16